22. September 2008:
Neue Marschroute für Rover Opportunity zum Riesen-Krater Endeavour

Kaum hat sich Rover Opportunity von seinem Ausstieg aus der Wand von Krater Victoria erholt, erhält er eine neue herausfordernde Mission. Er soll sich in Richtung Südosten auf einen zwölf Kilometer langen Weg zum noch größeren Krater Endeavour machen. Dies ist eine Distanz, die genau so lang ist wie seine bisher zurückgelegte Strecke vom Landeplatz zum Krater Victoria.

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JPL / ASU

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Abbildung 1: Marsoberfläche mit den drei Kratern Endurance, Victoria und Endeavour. Rover Opportunity soll auf seinem nächsten Wegabschnitt von Victoria nach Endeavour fahren. Dieser große Krater liegt südöstlich von Victoria in 12 Kilometern Entfernung. Er hat einen Durchmesser von 22 Kilometern und eine Tiefe von 300 Metern. Dadurch sind viel mächtigere Gesteinsschichten freigelegt als die bei Victoria untersuchten. Das Bild besteht aus einem Mosaik von 50 Bildern, aufgenommen von der Kamera THEMIS (Thermisches Emissions-Bildsystem) an Bord des NASA-Mars-Odyssey-Orbiters.


„Wir werden vielleicht nie dort ankommen, aber es ist wissenschaftlich gesehen die richtige Richtung“, erklärte Steve Squyres (Cornell-Universität, New York State, USA), der Leiter der wissenschaftlichen Instrumente von Opportunity und dem Zwillingsrover Spirit. „Dieser Krater ist beeindruckend groß im Vergleich zu dem, was wir bisher gesehen haben.“

Würde der Rover dorthin kommen, hätte er einen Blick in einen 22 Kilometer weiten Krater. Wissenschaftler erwarten, viel mächtigere Gesteinsschichten bei Endeavour zu sehen als es bei Victoria der Fall war.

„Ich würde liebend gern einen Blick vom Kraterrand werfen“, schwärmte Squyres. „Aber selbst, wenn wir nie dorthin kommen, erwarten wir auf dieser südlichen Route immer jüngere Gesteinsschichten an der Oberfläche. Auch gibt es noch mehr große Krater im Süden, von denen wir denken, dass sie der Ursprung der runden Steinen (genannt Cobbles) sind, die wir immer wieder auf den Ebenen finden. Einige dieser Steine stammen aus Schichten, die tiefer liegen als Opportunity sie jemals sehen wird. Und wir erwarten noch mehr Cobbles zu finden, wenn wir weiter südwärts fahren.“

Opportunity muss allerdings seine Geschwindigkeit erhöhen, um dorthin zu gelangen. Das Rover-Team schätzt, dass Opportunity auf seinem Weg zum Krater Endeavour etwa 100 Meter pro Tag schaffen würde. Selbst bei dieser Geschwindigkeit könnte die Reise zwei Jahre dauern.

„Dies ist ein kühneres und ehrgeizigeres Ziel als wir es bisher hatten“, erklärte John Callas, Projekt Manager der beiden Marsrover (NASA Jet Propulsion Laboratory in Pasadena, Kalifornien, USA). „Es ist schrecklich aufregend und liefert neue Erkenntnisse. Es ist die nächste große Herausforderung für diesen robotischen Kundschafter.“

Opportunity, wie sein Bruder Spirit, hat seine geplante Lebensdauer schon längst überschritten und könnte ausfallen, bevor er den Krater erreicht. Er hat schon Zeichen von Alterung gezeigt, doch scheint er zurzeit noch fit für die lange Reise zu sein.

Auch die wissenschaftlichen Instrumente funktionieren noch. Das Alpha-Röntgen-Spektrometer (APXS) zeigt noch keinerlei Anzeichen von Schwäche, trotz seiner viereinhalb Jahre auf der unwirtlichen Marsoberfläche; so ist es bestens gerüstet für neue Messungen entlang des Weges zum Riesenkrater.

Es gibt zwei neue Hilfsmittel, die während der bisherigen Fahrt von Opportunity zum Victoria-Krater in den Jahren 2005 und 2006 nicht zur Verfügung standen, und von denen erwartet wird, dass sie die neuerliche Fahrt unterstützen.

Eine neue Hilfe sind Bilder aus dem Orbit von Objekten, die kleiner als der Rover selbst sind. Solche Bilder stammen von der hochauflösenden Kamera HiRISE an Bord des NASA-Mars-Reconnaissance-Orbiters, welcher seit 2006 den roten Planeten umkreist.

„Die Kamera HiRISE erlaubt uns, günstige Teilstrecken und mögliche Hindernisse in der Größenordnung des Rovers entlang der Route zu identifizieren“, sagte Callas. „Dies ist ein gutes Beispiel, wie verschiedene Projekte des NASA-Mars-Erkundungsprogramms sich gegenseitig unterstützen.“

Eine andere Hilfe kommt von einer neuen Version des Steuerprogramms, das 2006 zu Opportunity und Spirit gefunkt wurde. Diese Software verbessert ihre Fähigkeit, autonom eine Fahrtstrecke zu wählen und Hindernisse, wie etwa Sanddünen, zu vermeiden.

Während des ersten Jahres auf dem Mars fand Rover Opportunity geologische Hinweise, dass die Gegend vor langer Zeit durch Oberflächen- und Grundwasser verändert worden war. Seine weiteren Erkundungen haben seitdem zusätzliche Informationen gebracht, wie sich die Umwelt damals im Laufe der Zeit geändert hatte. Findet man nun Gesteinsschichten über oder unter den Schichten, die schon erkundet wurden, öffnet das neue Fenster in jüngere oder ältere Zeitepochen des Mars.

Text basiert auf einer NASA-Pressemitteilung vom 22.9.2008